Es hat etwas länger gedauert, doch jetzt ist es endlich so weit. Wie versprochenen reiche ich heute meinen Bericht zum Kindle Paperwhite nach. Doch die Verspätung hat auch seine positive Seite. So konnte ich das Gerät ausgiebig testen.
Grundlage
Am Anfang stellten sich mir zwei grundsätzliche Fragen, die erst mal geklärt werden mussten.
1. Wie und wann lese ich?
Ich lese hier und da mal an der Arbeit wenn ich nicht selbst Auto fahren muss, ich lese auf dem Klo und ich lese auf dem Sofa. Doch leider ist es bei uns im Wohnzimmer nicht besonders hell, bedingt dadurch, dass wir das Licht auf der Seite wo die Sofas stehen eigentlich immer aus haben. Dadurch musste ich immer mit dem Lesen aufhören, sobald es dunkel wurde. Viel Zeit blieb da also nicht, besonders im Winter, wenn es draußen früh dunkel wird.
2. Was erwarte ich von einem eBook Reader?
Das letzte was ich möchte ist eine eierlegende Wollmilchsau, die alles kann, vielleicht sogar gut, aber eben nicht perfekt. Ich brauche kein Farbdisplay, weil Bücher schwarz-weiß sind, ich brauche keinen Kopfhöreranschluss, weil ich beim Lesen weder Musik hören, noch mir Bücher vorlesen lassen will (Musik könnte ich mir auch einfach an einem anderen Gerät anmachen). Ich brauche keine Apps, ich möchte mit dem Gerät nicht im Internet surfen und ich brauche auch sonst keinen Quatsch, der sich mit der eInk Technik eines eBook Readers eh nicht umsetzen lässt. Denn genau das ist ein Punkt, der für mich von Anfang an wichtig war. Ich will kein Tablet, sondern einen richtigen eBook Reader und das heißt, ich will ein Gerät mit eInk Display. Ich will ein Gerät, das ich nur und ausschließlich zum lesen benutze und DAS soll es einfach perfekt beherrschen!
Die Auswahl
Ich schaue mir schon lange immer wieder mal eBook Reader an (vor allem die Kindle Geräte) und mich haben diese kleinen Geräte schon immer begeistert, weil ich den Gedanken toll fand, Bücher elektronisch zu lesen, auf einem Display, auf dem es sich „angeblich“ wie auf Papier liest und dazu noch jede Menge Platz sparen zu können, weil man nicht mehr so viele Bücher zu Hause rumstehen hat und auch gleich mehrere mit sich rumtragen kann. Dazu kommt noch, dass neuere Bücher oft in der Kindle Version deutlich günstiger sind, als in „normaler“ Papierform.
Im Endeffekt war aber doch nie der richtige dabei, weil es immer etwas gab, was mich störte.
Der normale Kindle: Komplette Bedienung über ein paar wenige Tasten? Suchen (virtuelle Tastatur!!!), markieren, umblättern usw. alles mit einer Art Joystick? Sicher nicht!
Der Kindle Keyboard: Selbes Problem wie der normale Kindle. Bedienung nur über Tasten. Aber wenigstens wurde die Texteingabe vereinfacht, durch eine komplette hardware Taststur, die man aber eh nicht all zu oft benutzt. Dafür wurde das Gerät um ein ganzes Stück größer und schwerer.
Kindle Touch: Damit ging der Kindle so langsam in die richtige Richtung. Bedienung über Tasten oder Touch-Steuerung. Texteingabe auf der virtuelle Tastatur per Tochscreen. Doch die Tasten an den Seiten zum umblättern fand ich komisch und es gab ja immer noch das eine große Manko, was eben alle bisherigen Kindle Geräte hatten… die fehlende Beleuchtung.
Klar, es gibt ja noch den Kindle Fire, aber da wären wir wieder bei dem Punkt „ich will kein Tablet“ und nichts anderes ist ein Kindle Fire, bei dem die Bezeichnung „Kindle“ eigentlich völlig falsch und irreführend ist.
Letztes Jahr brachte Amazon mit dem Kindle Paperwhite dann endlich ein Gerät auf den Markt, das alle meine bisherigen Kritikpunkte ausgemerzt hatte. Beleuchtetes eInk Display, Steuerung über Touchscreen und keine unnötigen Funktionen. Die Zeit war also gekommen, mir endlich einen eBook Reader zu kaufen und so bestellte ich mir den Kindle Paperwhite in der WLAN Variante ohne 3G für 129 €.
Hier zwei Bilder vom Auspacken:

Erstkontakt
Nach der Bestellung war erst mal gut ein Monat Wartezeit angesagt. Das Gerät war so gebehrt, dass es am Anfang zu starken Lieferverzögerungen kam. Noch schwieriger wurde das Warten, weil ich mir zum Paperwhite die original Hülle dazu bestellt hatte, die aber schon 2-3 Wochen vor dem Kindle ankam.
Anfang Dezember kam dann endlich auch der Kindle und wurde natürlich sofort ausgepackt. Das Gerät fühlt sich toll an. Mit seiner leicht gummierten Rückseite ist es auch ohne Hülle sehr griffig. Der einzige Knopf am ganzen Gerät ist der Ein-/Ausschalter. Desweiteren gibt es noch einen micro USB Anschluss zum Laden und um Daten aufzuspielen. So viel sei schon mal gesagt, man kann auch ohne Probleme DRM freie Bücher auf dem Kindle lesen, die nicht bei Amazon gekauft wurden.
Ich wollte gerade die Schutzfolie vom Display abziehen, auf der man mit einem Pfeil auf den Einschalter hingewiesen wird, als ich an den Einschalter kam und die Folie einfach so verschwand. Ein echt geiler Moment, wenn man merkt, dass die Folie in Wirklichkeit die Darstellung vom Display war.
Das Hochfahren des Kindle dauerte dann etwas länger, aber so oft macht man ihn ja eh nicht komlett aus. Eigentlich nie, es sei denn man lutscht die Batterie mal komplett leer.
Die ersten Berührungen mit dem Touch-Display waren eine leichte Umstellung von meinem Smartphone her. Man muss schon etwas bestimmter oder gezielter auf das Display drücken, damit es reagiert. Das heißt, normale Berührungen werden schon erkannt, aber leichtes Streifen des Displays wird eher mal ignoriert. Ist schwer zu erklären, aber es funktioniert „trotzdem“ wirklich gut.
Die Einrichtung ging leicht von der Hand. Alles ist selbsterklärend und mein Amazon Account war auch schon eingerichtet. Alle Kindle Gräte werden mit dem fertig eingerichteten Account ausgeliefert, über den sie bestellt wurden.
Schnell noch das WLAN eingerichtet und erst mal „Der Erbe„, den zehnten Teil der Handyman Jack Reihe, runtergeladen, den ich ein paar Tage vorher schon bei Amazon gekauft hatte. Das Buch erschien auch sogleich mit schöner Coveransicht auf der Oberfläche. Ein Klick und ich war im Buch.
Achja, ein Ladegerät sucht man übrigens vergebens. Dem Kindle liegt nur ein passendes USB Kabel bei.

Was man da sieht ist keine Display-Schutzfolie sondern wird vom Kindle Display selbst angezeigt.
Das Display
Der erste Eindruck war etwas ernüchternd. Es war mittlerweile etwas dunkler in der Küche geworden, wo ich zum testen saß und die Beleuchtung des Displays war komplett aufgedreht. In diesem Moment, in dem ich sehen konnte, dass das Display leuchtet, war der Eindruck vom Display eher „Nicht wie Papier, aber auch nicht wie ein LCD. Eher irgendwo dazwischen“. Einen Tag später las ich im hellen und war plötzlich total geplättet, als mir auffiel wie das Bild wirklich aussah. Als hätte man ein Stück bedrucktes Papier hinter eine Plexiglasscheibe geschoben. Da musste ich mein Urteil revidieren und würde es folgendermaßen ausdrücken: Ja, es liest sich wie auf Papier, mit leichten abstrichen im Dunkeln, wenn man die Beleuchtung sieht.
Für alle die nicht wissen wie ein eInk Display funktioniert, hier eine kurze und grobe Beschreibung:
Bei einem eInk Display leuchtet in einem Pixel kein Licht, wie bei einem LCD Display, sondern der Pixel besteht aus einer Kugel, die auf einer Seite weiß ist und auf der anderen mit in Tinte schwimmenden Kügelchen gefüllt ist. Je nachdem ob ein Pixel schwarz oder weiß anzeigen soll, wird die Kugel elektronisch ausgerichtet. Ist ein Pixel schwarz, so sieht man praktisch die in Tinte schwimmenden Kügelchen. Das Display benötigt keinen Strom zur Darstellung, außer in dem kurzen Moment, wenn die Kugeln auf dem Display neu ausgerichtet werden. Diesen Umstand ändert der Paperwhite aber, weil er eine permanente Beleuchtung hat, sobald er eingeschaltet ist. Selbst auf der niedrigsten Stufe ist die Beleuchtung nicht komplett aus. Das ist nur der Fall, wenn das Gerät aus bzw. in standby geschaltet wird.
Ein Problem unter dem alle eInk Displays (aktuell noch) leiden, ist das Ghosting. Da wo vorher z.B. zwei (dargestellte) Seiten lang ein Unterstrick zu sehen war, sieht man ihn in der dritten Ansicht vielleicht immer noch leicht, obwohl an dieser Stelle gar kein Unterstrich mehr ist. Um diesem Problem entgegen zu wirken, wird ein eInk Display alle paar „Umblätterungen“ komplett resettet, indem es die nächste Seite erst mal negativ angezeigt (Hintergrund schwarz, Schrift weiß) und erst dann normal darstellt wird. Damit werden die Kugeln immer wieder in Bewegung gebracht und ein sauberes Bild gewährleistet.
Jetzt aber zum eigentlich Highlight des Kindle Paperwhite, der Displaybeleuchtung. Ja, es gibt kritische Stimmen, die bemänglen, dass die Ausleuchutng am unteren Bildrand nicht gleichmäßig ist und ja, diese Leute haben Recht. Dreht man die Beleuchtung voll auf und ist dazu der Raum nicht gut beleuchtet, sieht man deutlich „dunkle Lichthöfe“ am unteren Bildrand. Stellt man die Beleuchtung etwas runter, werden diese aber schwächer. Ich persönlich kann mit diesen Lichthöfen leben. Zum einen habe ich die Beleuchtung nur auf 14 von 24 stehen, wodurch der Lichthof eh nicht so deutlich hervortritt und zum anderen, ohne Beleuchtung, könnte ich abends auf dem Sofa gar nicht erst lesen. Ich habe mittlerweile glaube sieben Bücher auf dem Gerät gelesen und kann ohne Flunkern sagen, dass mir diese Unregelmäßigkeit die wenigste Zeit auch nur aufgefallen wäre.
Was man ebenfalls hier und da mal im Internet liest, sind Beschwerden über das Schriftbild. Diese Meinung teile ich aber nicht. Die Schrift sieht sauber aus und ist jederzeit klar und deutlich lesbar. Vielleicht sieht man es aber auch erst, wenn man die Schrift sehr klein stellt. Es gibt acht verschiedene Schriftgrößen und ich lese mit der viertkleinsten. Selbst eine Schriftgröße kleiner ist noch sehr gut lesbar. Alles darunter ist mir zu klein.
Die Oberfläche des Displays ist übrigens leicht „angeraut“, was einem einen leichten Eindruck von Papier vermittelt.
Bedienung
Durch das Touch-Display lässt sich der Kindle völlig intuitiv bedienen. Anfangs neigt man sogar dazu, zum Umblättern über das Display zu wischen, doch die Sache mit dem Blättern funktioniert etwas anders. Dazu komme ich aber später. Erst mal möchte ich auf die Menüs im allgemeinen eingehen.
Im Hauptmenü bzw. dauf dem Homescreen sieht man schön die Cover der installierten Bücher. Zwei Reihen á drei Bücher. Doch anfangs sieht man nur eine Reihe, da die untere durch „Empfohlene Inhalte“ belegt wird. Diesen Werbequatsch kann man aber leicht ausschalten, indem man oben rechts auf die drei Striche klickt (das Options-DropDown Menü) und dann auswählt: Einstellungen/Geräteoptionen/Persönliche Einstellungen und dort die empfohlenen Inhalte deaktiviert.
Am oberen Rand des Homescreens hat man die Menpüleiste. Links ist der Home-Button, mit dem man jederzeit auf den Homescreen zurück kommt, danaben der Zurück-Pfeil, mit dem man z.B. Menüs schließen kann usw. Danach kommt eine kleine Glühbirne, hinter der sich natürlich die Einstellung der Displaybeleuchtung verbirgt, gefolgt vom Amazon Shop und der Suchfunktion.
Beim lesen ist das komplette Display zur Darstellung des Buches da, doch der Bildschirm ist unsichtbar in ein paar Zonen aufgteilt. Berührt man den oberen Rand (ca. 2,5 cm), dann öffnet sich das Menü, berührt man allerdings die rechte obere Ecke, setzt man ein Lesezeichen (zu erkennen am grafischen Eselsohr). Ungefähr 1,5 cm am linken Bildrand sind zum zurückblättern, wärend der Rest des Bildschirms der Vorblätter-Funktion zugewiesen ist. In diese Zonen „klickt“ man einfach nur. Es wird also nicht wie beim Smartphone durch Wischbewegungen umgeblättert.
Ein ganz schmaler Streifen von ca. 0,5 cm am unteren Bildrand ist dazu da, um die Positionsanzeige umzuschalten. Man kann wählen zwischen aktueller Position (was extrem unaussagekräftig ist) und wahrscheinlich verbleibende Zeit im Kapitel oder im Buch. Die aktuelle Buchseite sieht man nur, wenn man das Menü aufmacht. Warum Amazon das so versteckt verstehe ich nicht so recht. Klar, für den ein oder anderen könnte es verwirrend sein, dass beim Umblättern oft die Seitenzahl nicht weiter geht, aber die meisten dürften schon verstehen, dass eine angezeigte Seite auf dem Kindle nicht einer kompletten Buchseite entspricht und das ganze sogar stark variieren kann, je nachdem wie man Schriftgröße, Zeilen und Randabstand eingestellt hat. Ich persönlich fänd es aber schon gut, wenn man das permanent anzeigen lassen könnte und zwar genau an der Stelle, wo die sinnfreie Positionsanzeige ist.
Das Umblättern geht mit beiden Händen sehr gut, wodurch man nicht gezwungen wird den Kindle auf eine bestimmte Weise zu halten. Wer schon mal einen 1000 Seiten Schinken gelesen hat, der weiß wie man sich da verkrampfen muss, um das Teil einhändig lesen zu können. Mit dem Kindle ist das kein Problem.
Die Beleuchtung ist so aufgebaut, dass das Display angeleuchtet wird und nicht die Augen. Das abstrahlende Licht kommt einer passiven Beleuchtung gleich. Sehr angenehm und vor allem auch im dunkeln nicht anstrengend für die Augen.
Die Hülle
Passend zum Kindle habe ich mir noch die original Hülle in tintenblau bestellt. Diese hat den Vorteil, dass sie den Kindle und somit auch die Beleuchtung, beim Zuklappen aus- bzw. in standby schaltet. Die Hülle ist komplett mit echtem Leder überzogen und die eigentliche Schale ist aus dickem Kunststoff gefertigt. Der Deckel besteht innen aus angenehmem Stoff mit einem unauffälligen Kindle-Schriftzug.
Man muss ziemlich feste drücken, damit das Gerät in seiner Schale Platz nimmt, aber dafür sitzt es danach auch bombenfest. Man hat zu keiner Zeit das Gefühl, man müsse den Kindle festhalten, damit er nicht rausfällt. An der Unterseite ist eine Aussparung, welche den Ein-/Ausschalter und den USB Anschluss freilässt.
Auch an der Geruchsfront gibt es nichts zu meckern. Weder Kunststoff noch Leder stinken. Das ganze ist sehr geruchneutral. Hält man sich die Hülle direkt an die Nase, kann man aber den üblichen, leichten Ledergeruch wahrnehmen.
Natürlich sind 35 € ein ziemlich stolzer Preis und ich denke, dass viele auch mit einer Hülle für 10-15 € glücklich werden. Aber ich finde die Passgenauigkeit einfach so überragend, dass ich mich auf keinen Fall ärgere die original Hülle gekauft zu haben.


So sauber sitzt der Kindle in seiner Hülle.
Ich bin total zufrieden mit dem Kindle Paperwhite. Meine anfängliche Skepsis, ob so ein eBook Reader überhaupt was für mich ist, ob es sich wirklich wie auf Papier liest und ob ich es nicht bereuen würde, wenn ich mir einen Kindle kaufe, ist mittlerweile absoluter Begeisterung gewichen. Ich kann lesen wo immer ich möchte, egal welche Lichtverhältnisse gerade herrschen. Ich habe alle möglichen Bücher auf meinem Gerät oder in der Amazon Cloud (wenn ich sie dort gekauft habe). Man findet viele eBooks kostenlos und DRM frei legal im Internet und viele Neuerscheinungen sind als eBooks oft deutlich günstiger als das Taschenbuch.
Ich habe wieder richtig Spaß am Lesen und lese jetzt so viel wie nie zuvor. Das ist aber kein Patentrezept um jemanden zum lesen zu bringen. Wer nicht gerne liest, wird sich auch vom Kindle nicht umstimmen lassen. Wer aber gerne liest, es leid ist, dass sich stapelweise Bücher zu Hause türmen und einen Faible für Technik hat, der wird mit dem Kindle Paperwhite bestimmt glücklich. Vor allem wenn er bisher das selbe Problem hatte wie ich, dass es an der fehlenden Beleuchtung scheiterte.
MfG Druzil
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